Zeitungsarchiv - Café Altes Forsthaus

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In unserem Archiv haben wir einen Artikel im Westfalen Blatt Nr.175, vom 1.August 1981 zur Eröffnung des Cafès gefunden:

Wechselvolle Geschichte
Haus am Wilhelmsberg - Idyllische Lage in Schloß Neuhaus

Paderborn - Schloß Neuhaus (el). Idyllische Lage am Südrang des Erholungswaldes »Wilhelmsberg« mit verkehrsmäßig in günstiger Nähe der Bundesstraße 68, ein Hauch von Romantik sowie Geschichtsträchtigkeit sind Attribute des Cafés »Altes Forsthaus« in Schloß Neuhaus, das am Sonntag, 2. August (1981), eröffnet wird.

Das Gebäude, eines der ältesten von Neuhaus, wurde von der Stadt Paderborn im Zuge eines Grundstückstausches dem jetzigen Eigentümer Heinz Kreisel übertragen. Es folgte unter weitgehender Erhaltung des baulichen Charakters der Umbau des Fachwerkhauses zu einem rustikal eingerichteten Tages-Café mit Freiterrasse und ausreichenden Parkmöglichkeiten. Auf dem Grundstück befinden sich ein Kinderspielplatz, ein Ballspielplatz und ein kleiner Reit- und Springplatz einschließlich Stallung.

Wechselvoll ist die Geschichte, auf die das alte Forsthaus Wilhelmsberg zurückblicken kann. Im Jahre 1615 erbaut (wie aus einem früher im Keller befindlichen Stein zu ersehen war), wurde es 1832 zusammen mit dem Wilhelmsberg von der Gemeinde Neuhaus erworben.



 
Dazu sagt die Ortschronik

»1832. Die ¼ Stunde von dem Flecken Neuhaus entfernte Forst Wilhelmsberg wurde von der Forstbehörde durch Meistgebot veräußert und die hiesige Gemeinde erhielt den Zuschlag von der Königlichen Regierung für die Erbstandssumme von 422 Rrthr. und einen jährlichen Canon im Betrage von 54 Rrthr. Die Erbstandssurnme muß jährlich mit 100 Rrthr. abgetragen und der jedesmalige Rest mit 5 Prozent zur völligen Abtragung verzinst werden. Diese Forst, von Nutzholz ganz entblößt, enthält einen Flächenraum von 153 Morgen und 37 Ruthen. Die Grundsteuer beträgt nach der Festsetzung für das Jahr 1833 6 Rrthr. 5 Sgr. 3 Pfn und außerdem noch 29 Silbergr. 5 Pfn*, von dem darauf befindlichen Försterhause.

Zufolge der in dem Contrakte festgesetzten Bedingungen muß ein Weg für die Einwohner der Thune und um die Meinolphus Kapelle ein Raum in der Entfernung von 1 Ruthe im Umkreise freigelassen werden, so wie auch die fünf Lindenbäume in der Nahe derselben zu ihr gehören sollen.«

Das Gebäude wurde von 1891 nach Neuhäuser Gemeindeverordneten-Beschluß umgebaut, bei dem der Zwiebelturm an der Nordseite des Gebäudes mit dem Haus unter ein Dach gebracht wurde und einen neuen Eingang erhielt. Die rechte Längsfront ist bis auf den Erker und die zwei kleinen Fenster im oberen Turmteil erhalten geblieben.

Konrad Reineke war nach seinem Vater Josef Reineke letzter Förster in diesem Hause. 1938 wechselte er als Förster zum Übungsplatz über und zog aus dem Haus, betreute jedoch den Wald bis 1944 weiter. Nach dem Kriege ging er nach Kanada, wo er heute noch lebt (sein Sohn weilte letzte Woche mit Frau in Neuhaus und besuchte den früheren Dienstsitz seines Vaters). In den Neuhäuser alten Gemeinde-Protokollbüchern ist der Name Förster Reineke oft in Verbindung mit Beschlüssen zu lesen. Anstelle von Konrad Reineke zog Polizist Heinrich Martens in das Forsthaus ein, der die Waldaufsicht mit übernahm. 1949 kam die Familie Heinrich Schniedermeier (Vorarbeiter in der Gemeinde) ins Forsthaus und nach dem Auszug der Familie Martens die Familie Fritz Gerkens (Gemeindearbeiter). Seit 1980 standen die Räume leer und ungenutzt.

Nach Angabe des Nachbarn Josef Mertens (†) soll der Ur- oder Ur-Urgroßvater des letzten Försters Konrad Reineke (er wurde durch Förster Gottfried Lammert, Hövelhof, abgelöst, der bis zur Gebietsreform den Neuhäuser Wald mit betreute) im Wilhelmsberg mitgearbeitet haben. Er sei aus dem Münsterland gekommen und habe bei den Kürassieren im Schloß gedient (Eskadrons des Kürassierregiments 4 lagen von 1820 bis 1833 im Schloß).

Interessant ist der Zusammenhang mit der jetzigen Eröffnung eines Tages-Cafés in dem Hause ein Beschluß vom 18. April 1857, der sich mit einem Auftrag des damaligen Försters Reineke befaßt:

»Dem Antrag des Försters Reineke hierselbst, die Einrichtung einer Bier- und Kaffeewirtschaft in dem Förster- hause zu genehmigen, kann nicht entsprochen werden, einmal, weil er mit ähnlichen Anträgen schon mehrere Male zurückgewiesen ist, und anderntheils, weil durch die Etablierung einer Wirtschaft in dem Gemeinde-Försterhaus nicht allein dem Forste Schaden zugefügt, sondern auch eine solche Wirtschaft einen nachteiligen Einfluß auf die sittlichen Zustände ausüben und der Förster dadurch seinem Dienste mehr entzogen würde«.

So dachte man vor 124 Jahren …

* Rrthr. - Reichsthaler, Sgr. oder Silbergr. -Silbergroschen, Pfn. -Pfennig
Quelle: Artikel im Westfalen Blatt Nr.175 vom Sonnabend, 1.August 1981


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